Aquarium Berlin mit Baby: (schonungsloser) Erfahrungsbericht
Am liebsten wäre ich bei unserem Besuch im Aquarium Berlin mit Baby schon wieder umgedreht, bevor wir den ersten Fisch gesehen hatten. Eine riesige Treppe trennte uns und unseren Kinderwagen vom Eingangsbereichs des Aquariums. Fahrstuhl für Kinderwagen? Fehlanzeige. Hilfreiches Personal, das mir beim Tragen des Kinderwagens hilft? Fehlanzeige. Faire Ticketpreise angesichts der Teilschließung des Aquariums wegen Bauarbeiten? Fehlanzeige. Der Besuch im Aquarium Berlin mit Baby hätte nicht verkorkster starten können.

Inhaltsverzeichnis
Gefährlicher Eingangsbereich, überfordertes Personal
Danke, lieber Giancarlo, du hilfsbereiter Tourist aus der Nähe von Mailand. Ohne Dich würden wir wahrscheinlich immer noch am Fuße der Treppe des Berliner Aquariums stehen.
Nur Rollstuhlfahrer dürfen den Fahrstuhl nutzen. Kinderwagen müssen die etwa 20 Stufen in das Aquarium getragen werden. Das erfährt man allerdings von dem offensichtlich genervten Ticketkontrolleur erst auf Nachfrage. Dieser unfreundliche Mann ließ uns zunächst einige Minuten unkommentiert am Fuße der Treppe stehen. Wir warteten geduldig, denn er half einem anderen Gast. Doch nach seiner Rückkehr kontrollierte er die Tickets der weiteren Gäste und ließ uns – nicht zu übersehen direkt vor seiner Nase – einfach stehen.
Auf Nachfrage erklärte er mir, ich könne das Kind aus dem Kinderwagen nehmen. Dann könne er mir beim Tragen helfen. Wie bitte? Wie genau stellt er sich das vor? Links nehme ich das Kind auf den Arm und mit dem rechten Arm trage ich den Kinderwagen die Stufen hoch? Unfallverhütung geht anders.
Zum Glück erreichten in diesem Moment die hilfsbereiten Italiener den Eingangsbereich und Emma und ich schafften es – irgendwie überraschend – doch noch, Fische zu sehen. Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein scheinen absolute Fremdwörter für das Personal zu sein. Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit ebenso. Was, wenn jemand beim Tragen des Kinderwagens stürzt? Ich will es mir nicht vorstellen.
Wie die Mama, so das Baby: Emma hat schlechte Laune
Passend zu diesem Dilemma hatte Emma offenkundig keine Lust auf das Aquarium und quengelte nach einer Weile ununterbrochen. Damit sprach sie mir aus der Seele, denn auch ich hätte am liebsten nur über das Aquarium geschimpft. Nach einer halben Stunde im Aquarium war das Mäuschen müde.
Die an diesem Tag (angesichts der Riesenbaustelle nicht überraschende) gähnende Leere im Aquarium und die damit verbundenen freien Gehwege nutzte ich, um kurzentschlossen im strammen Schritt durch das Erdgeschoss des Aquariums zu kreisen. Es half – nach ca. 10 Minuten war Emma eingeschlafen. Ich nutzte die Zeit, um mir ein paar der Tiere im Aquarium noch ein zweites Mal anzusehen.

Fische Glanzpunkte nach unspektakulärem Beginn
Der Besuch des Aquariums startet auf den ersten Blick unspektakulär. In einem langgezogenen Gang mit 70er Jahre Charme befinden sich auf beiden Seiten relativ kleine Aquarien mit Fischen aus dem Indopazifik.
Am Ende des Gangs dann ein Spektakel: drei große Aquarien mit bodentiefen Fenstern aus verschiedenen Meeren unserer Welt. Dort wimmeln sich Fische aus dem Indopazifik und dem Karibischen Meer, wie Hammerhaie, Riffhaie, Muränen und Rochen. Bei meinem letztem Besuch im Aquarium vor einigen Jahren drückten sich die Besucher an der Scheibe die Nase platt. Heute hingegen hatten wir freie Sicht und beobachteten die Fische entspannt von einer Sitzbank aus.
Weiter ging es zu den atlantischen Fischen und Quallen im nächsten Gang. Hier findet ihr eine der umfangreichsten Quallenzüchtungen der Welt, sowie Seepferdchen und schillernde Korallen.

Für Babys gähnend langweilige: Reptilien im 1. Stock
Nachdem wir das Erdgeschoss mit den Fischen umfassend erkundet hatten, flitzten wir in den Fahrstuhl, um die Reptilien im 1. Stock zu erkunden. Oh ja – es gibt tatsächlich auch Fahrstühle für Kinderwagen in diesem Gebäude. Man muss es allerdings erst mal in das Gebäude schaffen, denn der Fahrstuhl verbindet nur die drei Ausstellungsetagen.
Für uns als Erwachsene gab es bei den Reptilien viel zu entdecken, zum Beispiel mittelamerikanische Kronenbasilisken, neuseeländische Brückenechsen und karibische Nashornleguane. Außerdem können Besucher unterschiedliche Schlangen, Frösche und Krokodile betrachten.
Emma hingegen fand Reptilien gähnend langweilig. Sie schlief weiterhin tief und wachte erst auf, als ich versehentlich beim Kinderwagen schaukeln mit Schwung gegen die äußere Wand eines Terrariums fuhr. Oops.
Ihr geringes Interesse ist wenig verwunderlich. Die Reptilien sind häufig versteckt hinter Sträuchern oder unter Steinen und farblich ihrer Umgebung angepasst. Manchen Kindern und Kleinkindern macht es sicher Freude, die Terrarienbewohner zu suchen, aber für Babyaugen sind die Tiere quasi nicht zu entdecken.
Als Erwachsene wurde ich etwas neidisch beim Anblick der Reptilien und realisierte: auch ich würde mich gerne tarnen können. Einfach verstecken, damit mich niemand findet und nur zum Essen aus meiner Höhle krabbeln. Dann hätte ich mich auch nicht mit dem nervigen Ticketkontrolleur auseinandersetzen müssen. Naja, vielleicht werde ich im nächsten Leben einfach eine Brückenechse – nach Neuseeland wollte ich schon immer.
Für Babys sind die Besucher spannender als die tierischen Bewohner
Nachdem Emma ausgeschlafen hatte und wir die Reptilien betrachtet hatten, erkundete ich mit Emma zum Abschluss noch mal einige Aquarien im Erdgeschoss. Dabei zeigte sie mehr Interesse an den (wenigen) Menschen um sie herum als an den Aquarienbewohnern.
Wusch, der Kopf dreht sich nach links zum schreienden Kind.
Wusch, der Kopf dreht sich nach rechts zu dem Pärchen, das in einer für sie unbekannten Sprache kommuniziert.
Und wieder nach links. Und wieder nach rechts.
Meine Versuche, ihr Interesse an den Fischen in den über 70 Aquarien zu wecken, scheiterten auch in der zweiten Runde meist kläglich. Desinteressiert betrachtete sie die dunklen Aquarien mit oft winzigen oder versteckten Bewohnern. Auch die Haie beeindruckten sie eher wenig. Kein Wunder – graue Tiere vor einem grauen Hintergrund sind für Babys wenig beeindruckend. Gleiches bei den Rochen: sandfarbene Tiere auf Sand sehen auch viele Erwachsene erst auf den zweiten Blick. Nur die dicke gelbe Muräne, die ihren Kopf durch zwei Felsen steckte und Emma anschaute, beobachtete sie interessiert, ehe sie sich wieder den weiteren Gästen zuwandte.
Überwältigend wenige Angebote für Familien und Kinder
Allgemein wird Kindern aller Altersgruppen über die Fische hinaus eher wenig geboten. Die Aquarien sind teilweise recht hoch, sodass Kinder hochgehoben werden müssen, um Fische zu entdecken. Es gibt keine kindgerechten Infotafeln, Ratespiele oder sonstige Aktivitäten. Immerhin gibt es im Eingangsbereich und in der Mitte des Aquariums jeweils Teiche mit Koi-Zierkarpfen, die Kinder berühren dürfen.
Das Aquarium selbst wirbt mit drei Hits für Kids in den FAQ der Website: Clownfische im bunten Korallenriff, Krokodile und Ameisenstraßen. Leider konnten wir uns auf Grund der Baustelle nicht selbst davon überzeugen, warum Ameisenstraßen ein Highlight für Kinder sein sollen. Ich habe in meinem Leben in unseren Wäldern, auch als Kind, schon viele Ameisenstraßen gesehen und bin noch nie vor Begeisterung ausgeflippt. Und Clownfische und Krokodile gibt es in jedem durchschnittlichen Zoo oder Aquarium zu sehen.
Fehlende Informationen, zerkratzte Scheiben, milchiges Wasser
Unsere unterirdische Erfahrung zu Beginn unseres Besuchs des Aquariums Berlin mit Baby reflektiert den Zustand des Aquariums insgesamt. Scheiben sind teilweise verschmutzt, zerkratzt oder beschlagen. Die Atmosphäre gleicht dem Flur eines Plattenbaus aus den 1970ern. Das Wasser im Haifischbecken ist milchig. Seit 30 Jahren schwimmen die gleichen Fische hinter den teilweise viel zu kleinen Aquarienscheiben.
Die Infotafeln bei den Reptilien enthalten teilweise nur die Namen der Tiere und bieten keine weiterführenden Informationen zu den Reptilien. Armer Tomatenfrosch! Da lebt er sein ganzes Leben nur auf 1 m² und das Aquarium Berlin honoriert das nicht mal mit Informationen zu ihm und seinen Artgenossen. Die gleiche Beobachtung machte ich auch bei weiteren Reptilien.
Auch außerhalb der Aquarien gibt es Nachholbedarf. Im Toilettenbereich der Damen fehlte einer der zwei Handtuchspender und ein Handtrockner war defekt. Die Wickelauflage war an einer Stelle gerissen. Der Eingangsbereich sieht seit Jahren provisorisch aus, ist es aber (leider) nicht. Die Einlasskontrolle erfolgt weiterhin. Ich könnte noch viele weitere Beispiele aufzählen.
Vielleicht werde ich nach Abschluss des Umbaus und wenn Emma etwas älter ist, noch einmal das Aquarium besuchen. Bis dahin wird es mir aber eine überteuerte, veraltete und wenig spektakuläre Touristenattraktion in Erinnerung bleiben. Schade, dass unsere Erfahrung im Aquarium derart enttäuschend war. Ich hätte gerne eine begeisterte Review geschrieben, ähnlich wie vom Besuch im Sea Life Berlin mit Baby. Hoffentlich klappt das beim nächsten Besuch!
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